Brücken bauen
Ein turbulentes Jahr neigt sich seinem Ende entgegen. Es ist ein Jahr, das uns herausgefordert und ordentlich durchgeschüttelt hat. Ich denke an den Einsturz der Carolabrücke, den knappen Ausgang der Landtagswahl und den weiter schwelenden Krieg in der Ukraine sowie im Nahen Osten.
Die Welt - so fühlt es sich zumindest an - ist wieder ein Stück chaotischer und unsicherer geworden. Was bis gestern noch in Stein gemeißelt, oder wie im Fall der Carolabrücke in Beton gegossen zu sein schien, kann morgen schon ins Wanken geraten. Zugleich werden unverrückbar geglaubte politische Konstanten infrage gestellt. Das erleben wir in diesen Tagen auch in Sachsen. Mit der angestrebten Minderheitsregierung betreten wir im wahrsten Sinne des Wortes „Neuland“.
Und nun? Wie gehen wir als Gesellschaft mit diesem Gefühl der Verunsicherung um? Wehmütig zurück, angstvoll oder optimistisch in die Zukunft blicken?
Für den Philosophen Immanuel Kant stand fest, dass es auch in schwierigen Zeiten eine Pflicht zur Zuversicht gibt. Birgt nicht jede Veränderung auch die Chance für einen Neuanfang?
Es geht darum, verlorengegangenes Vertrauen und Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen. Sie sind die wichtigsten Ressourcen in unserer Demokratie und der Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält. Vertrauen und Glaubwürdigkeit sind aber auch schnell verspielt. Aufbauen lassen sie sich nur mit viel Mühe – ganz so wie sich Brücken nur mit großem Aufwand erneut errichten lassen.
Wie also stärken wir das Vertrauen in unsere Demokratie? Wie finden wir wieder zueinander? Ich bin der festen Überzeugung, dass uns das nur in der persönlichen Begegnung und im Gespräch gelingt. Angesichts der Polarisierung unserer Gesellschaft ist es wichtiger denn je, miteinander ins Gespräch zu kommen und es vor allem auch zu bleiben. Dabei darf natürlich auch gestritten werden. Nur die Diskussion auf Augenhöhe bringt uns voran.
Ja, es ist vor allem Aufgabe der Politik, auf die Menschen zuzugehen und eben diese (Streit)Gespräche zu suchen. Aber in der Demokratie sind wir alle gemeinsam gefragt, immer wieder auf unsere Mitmenschen zuzugehen, Brücken zu bauen und selbst in Konfliktsituationen das Verbindende zu suchen. Das ist auch die Botschaft der Weihnachtsgeschichte, die vom Brückenbauen zwischen den Menschen und zwischen Gott und den Menschen erzählt.
Lassen Sie uns ganz in diesem Sinne gemeinsam Brückenbauer sein.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein friedliches, erfolgreiches und vor allem gesundes Jahr 2025.
Mit herzlichen Grüßen