Adventsbrief

Dresden im Advent 2019

Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart.

Richard von Weizsäcker

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Mitglieder und Freunde,

100 Jahre Weimarer Republik, 70 Jahre Grundgesetz und 30 Jahre Friedliche Revolution: In diesem Jahr konnten wir drei Meilensteine der deutschen Demokratie feiern. Es sind Sternstunden der Freiheit, die für Momente großer Freude stehen und uns gleichzeitig an die dunkelsten Kapitel in unserer Geschichte erinnern. Sie sind untrennbar mit dem Schrecken zweier Weltkriege, dem Unrecht zweier Diktaturen und den Wunden der deutschen Teilung verbunden.

Diese Ambivalenz – das Nebeneinander von Gut und Böse, Schöpfung und Vernichtung – ist ein prägendes Element unserer Erinnerungskultur. Neben der Bewältigung und Aufarbeitung geht es dabei immer auch um den Bezug zur Gegenwart, zur gesellschaftlichen und politischen Realität. Sich erinnern heißt, Verantwortung zu übernehmen!

Nur durch die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit lässt sich Zukunft gestaltet. Das war auch den Vätern und Müttern des Grundgesetzes bewusst, die das Scheitern der Weimarer Verfassung und die Verbrechen des Nationalsozialismus deutlich vor Augen hatten. Die daraus gezogenen Lehren haben sie in die DNA der Bundesrepublik eingeschrieben.

Erinnern ist eine Zukunftsaufgabe und sie erfordert eine klare Haltung. Aus der Geschichte erwächst eine gemeinsame Verantwortung für die Gegenwart. Das ist auch die zentrale Botschaft der vielbeachteten Rede, die Altbundespräsident Richard von Weizsäcker am 8. Mai 1985 zum 40. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges hielt.

Es geht um einen geschichtsbewussten Umgang mit der eigenen Identität. Es geht um die Frage, woran und wie wir erinnern wollen – was uns als Nation ausmacht. Dabei ist entscheidend, was wir aus dem Blick zurück mit in unser heutiges Leben nehmen.

Das gilt im Übrigen nicht nur für die wechselvolle europäische Historie, sondern auch für die biblische Weihnachtsgeschichte. Sie erinnert alle Christen daran, warum Weihnachten gefeiert wird. Sie berichtet von der Kraft der Liebe und von Gemeinschaft. Gott liebt die Menschen und führt uns vor Augen, wie wichtig Familie ist.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben eine besinnliche Adventszeit, ein gesegnetes Weihnachtsfest sowie ein gesundes, friedliches und erfolgreiches Jahr 2020.

Herzliche Grüße

Ihr Martin Modschiedler